The Daily Irrsinn

Danke, ich komme schon klar!

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Eine Dame spricht mich an: „Sie wissen aber, dass hier die Straße rein die Tiertafel ist?“ Diese ganz sicher lieb gemeinte Info gilt es erst einmal zu verarbeiten. Ich schnappe kurz nach Luft und antworte lächelnd: „Danke, ich komme schon klar.“

Kurz zuvor: Ein Gewitter droht. Ich beschließe, mit den Jungs eine kleine Runde durch die Stadt zu gehen. Ich trage eine Jeans mit meinem obligatorischen Loch im rechten Knie. Dieses Loch – wie heute trendy – ist nicht teuer gekauft, sondern beim Fotografieren selbst gemacht. An den Füßen sitzen ein Paar verschlörrte Chucks und oben rum ein Poloshirt, das schon bessere Tage gesehen hat, aber immer noch eines meiner Lieblingsstücke ist. In meinen Augen bin ich ganz passend casual gewandet für einen Gang mit zwei Hunden.

Danke, ich komme schon klar! Mono, Hubi und ich passieren die Tiertafel und geraten in ein absurdes Gespräch.
Mono, Hubi und ich kommen an der Tiertafel vorbei und geraten in ein absurdes Gespräch.

Nicht hungrig sondern verfressen!

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Einer von ihnen nervt übrigens dauerhaft, weil er auf Diät ist. Während der heißen Tage in den letzten Wochen hat Hubi sich nicht viel bewegt. Nun haucht ihn eine dünne Speckschicht an, die schnellstens runter muss. Mono ist rank und schlank wie immer, doch auch er jiepert wie immer nach jedem Naschi, das ich in der Tasche habe.

„Danke, ich komme schon klar!“ Ich bin verwundert aber keinesfalls bissig oder ironisch, als mir die eilfertige Dame den Weg zur Tiertafel weist. Natürlich weiß ich, wo sie ist. Fast verschämt versteckt sie sich in einer kleinen Seitenstraße. Die Tafel für Menschen liegt hingegen exponierter in der Nähe des Marktplatzes. Ich gehe nicht oft dort vorbei, aber wenn, dann ist der Andrang groß. „Ich sehe doch, dass ihre Hunde Hunger haben!“

Danke, ich komme schon klar! Die Tiertafel in Gelsenkirchen
Die Tiertafel

Ich wappne mich für die übliche Diskussion. „Wenn es nach diesen Hunden ginge, würden sie sich den ganzen Tag mit dem Dörrfleisch vollstopfen, das ich hier in dieser Tasche habe. Sie sind nicht hungrig, sondern verfressen und gierig.“ Dann führe ich ein inneres Gespräch mit meinem zweiten Ich: „Bleib locker! Sie meint es gut.“ „Aber man sieht ja seine Rippen!“ Sie schaut Mono mit einem Mitleidsblick an, der jeden Stein zum Heulen brächte.

Diät ist ein böses Wort

„Ja. Zum Glück sieht man seine Rippen. Denn wenn das nicht so wäre, dann müsste ich auch ihn auf halbe Kost setzen. Der Kleine ist leider etwas zu mopsig und ist deshalb auf Diät.“ Ich höre, wie ich das Wort Diät in die Länge ziehe: DIÄÄÄÄT. Missionierende Damen ihrer Abteilung schockt diese böse Wort nämlich bis ins Mark. Sie kennen meist nur die armen Wesen aus dem Tierschutz die gepeppelt und rund gefüttert werden müssen.

Als mein DIÄÄÄÄT endlich durch ihr Ohr in ihre Hirnwindungen dringt, bereue ich zutiefst, es ausgesprochen zu haben. Ihr Gesicht ist derart vom Schock verzerrt, dass ich fürchte, einen Notarzt rufen zu müssen. „Hallo, sie müssen atmen! Sonst laufen sie blau an und fallen in Ohnmacht. Das ist in dieser Gegend nicht fein. Man könnte ihnen ihre Tasche stehlen.“

Danke, ich komme schon klar! Hubi bettelt schon wieder.
Hubi bettelt schon wieder.

Hubi zappelt vor mir herum. Mono steht wie immer ganz still und starrt mich an. Ich greife in meine Tasche und gebe beiden ein paar mikroskopisch kleine Stücke von dem heiß geliebten Dörrfleisch. Der Diätplan sieht leider nicht mehr vor. In der Zwischenzeit kommt die Dame zur Besinnung. „Wissen sie, sie müssen sich nicht schämen. Gehen sie dort rüber. Dort bekommen sie Futter für ihre Hunde.“

Aber die wachsen noch, ne?

Sie ist unbelehrbar. Ich greife mir an die Stirn und versuche krampfhaft, passende Wort zu finden. „Hören sie, ihr Eifer in allen Ehren, aber wir brauchen ihre Hilfe nicht. Lesen sie bei Gelegenheit mal über Windhunde nach. Vielleicht geht ihnen dann ein Licht auf.“ Ihr Blick erhellt sich auf wundersame Weise: „Ach herrje! Ja, die armen Galgos. Da hört man ja ganz furchtbare Geschichten!“ Sie geht auf Mono und Hubi zu, um sie zu hätscheln. „Das sind keine Galgos, das sind Whippets!“ „Aber die wachsen noch, ne ….?“ Ich halte es nicht mehr aus, will aber auch nicht bissig werden. Also reiße ich mich zusammen, wünsche der Dame einen schönen Tag und drehe ab.

Zu Hause nehme ich den Jungs die Halsbänder ab, gehe unseren 400 Meter Flur im Stechschritt und störe Tom im Home Office: „Sehe ich irgendwie abgerissen aus?“ Mein Mann ist vollkommen verwirrt. „Nein, wieso? Du siehst super aus!“ „Danke dir. Ich hatte schon Zweifel.“

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Ich mache mich hier keinesfalls über Die Tafel lustig. Ganz im Gegenteil. Sie leistet tolle Arbeit. Ohne sie wären Mensch wie Tier oft hungrig. Die Schlangen dort sind lang, das Bedürfnis also offenbar groß. Wenn ihr etwas übrig habt, für Menschen oder für Tiere, geht vorbei und spendet.

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

1 Comment

  1. Super schöne Fotos und schön geschriebene Texte. Bin über die Whippets reingeraten und habe – mit lieben Grüßen an Herrn Google – bis zum Ende gelesen. Bin schon lange infiziert, habe aber (noch) keinen.

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