The Daily Irrsinn

Die Deutsche ist ein Blockwart

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Die Deutsche ist ein Blockwart und sie liebt es. Diesen Eindruck muss zumindest eine Außenstehende bekommen, die von ihr auf übelste Weise angepöbelt wird.

Ich ging mit Hubi und Vito eine sehr gemütliche Nachmittagsrunde. Unser Park ist sehr groß und sehr gepflegt. Neue Schilder machen seinen Besuchern deutlich, was sie nicht dürfen und was sie müssen. Also, Angeln ist verboten, Grillen und vieles mehr. Man muss seinen Hund anleinen, Kot aufheben und seinen Müll in den wie Streublümchen verteilten Tonnen entsorgen. Selbstverständlichkeiten eben, die die Stadt aber meint, den Naherholungswilligen in witzigen Piktogrammen noch einmal transparent machen zu müssen. Dafür gibt es dann auf gefühlt einem Kilometer keinen einzigen Mülleimer. So setzt man Prioritäten.

Zwölf Kacketüten für den letzten Fitzel

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Ich habe immer mindestens zwölf Kacketüten in der Tasche. Und ich hebe höchst pingelig auch den letzten Fitzel auf, den meine Hunde in diesem Park hinterlassen. Schließlich kenne ich mittlerweile jeden dort arbeitenden Gärtner persönlich. Und außerdem ist Aufsammeln die Pflicht jedes Hundehalters. Die sozial Unverträglichen, die jetzt brüllen:“Ich zahle doch Steuern!“, denen sei noch einmal ins Hirn gebrannt:“Scheiß egal! Du bist für die Kacke deines Hundes verantwortlich. Basta!“

Und er sei zudem auf der Hut. Denn neben den Jungs und Mädels vom Ordnungsamt gibt es pflichtbewusste Bürger, die meinen, dass erstere faul und nachlässig durch den Tag trödeln. Deshalb haben sie sich die Selbstjustiz auf ihre von Bügelstärke steif im Wind stehenden Fahne geschrieben. In Fraktur natürlich. So unangenehm, so war. Das mussten wir, also Hubi, Vito und ich an unseren Leibern erfahren. Beziehungsweise an den Ohren, denn die Bügelstärkenselbstjustiz kann offenbar nur kreischend laut.

Sie ist ein Blockwart und er ist auch schlecht angezogen

Es war ein schöner Tag in unserem Park. Wir trödelten vor uns hin. Die Jungs schnüffelten sich mal wieder an einem Grashalm fest. Ein ältliches Ehepaar kam um eine Biegung und blieb auf unserer Höhe ruckartig stehen. Die Dame holte Luft und brüllte mich an:“Sie! Ja sie, haben den Haufen ihres Hundes auf der Wiese liegen gelassen!“ Sie zeigt auf Vito. Ich tue so, als verstünde ich kein Deutsch. Das war mein erster Gedanke. Mein zweiter sagte mir, ich solle ihr die Enden der zwei Leinen um die Ohren hauen. Doch so etwas tue ich natürlich nicht. Ich bin Pazifistin und viel zu gut erzogen. Mein dritter: „Führe sie vor!“ Und das tat ich. „Sagen sie mir bitte wo. Zeigen sie mir die Stelle!“ Der Mann:“Ich bin nicht so gut zu Fuß.“ Ich:“Das ist ihr Problem.“ Die Dame pumpte sich auf:“Ich habe es genau gesehen.“ Ich bot ihr erneut an, mir die Stelle zu zeigen und machte kehrt. Mit der Bügelstärke im Schlepptau.

Die Deutsche ist ein Blockwart
Vito und Hubi sind irritiert.

Auf dem Weg zu der ominösen Wiese wurde die Frau nicht müde, mich zu beschimpfen. „Wir denken an die Kinder, die dort spielen!“ Immer laut und immer kreischend. „Oha. Wenn sie an die Kinder denken, dann erklären sie den Liebeleinchen doch zunächst einmal, dass sie nicht in die Büsche zu kacken haben. Und wenn sie so sehr an die armen Kinder denken, dann gehen sie doch los und sammeln die vielen Lachgaskartuschen und Luftballons ein, die die vollgedröhnten Kiddies hier im Park verteilen.“ „Das ist nicht meine Aufgabe!“ „Nun ja, sie scheinen am Tag nicht viel zu tun zu haben. Vielleicht verschafft ihnen das eine gewisse Befriedigung.“ Hysterisch war diese Dame ja schon, aber in diesem Moment dachte, sie platzt. Vito komm! Ich musste mich zur Seite drehen, um nicht unter einem Lachkrampf auf den Weg zu kippen.

Frolic-Rot in die Haare geschmiert

Endlich landeten wir an der Stelle, wo die Dame Blockwart mich inflagranti erwischt haben wollte. „Da!“, brüllte sie. „Da ist der Haufen!“ Dort lag tatsächlich ein Haufen. Frolic-Rot und schleimig, als hätte das arme Tier, das sich dort entleert hatte, sein Leben lang Giardien mit sich herumgeschleppt. Ich musste wieder grinsen:“Wissen sie, meine Hunde bekommen sehr hochwertiges Futter und sind kerngesund.“ Ich hielt ihr eine meiner Kacketüten hin. „Sammeln sie das ein und wir machen einen DNA-Test. Ich habe die DNA meiner Hunde vorliegen. Sie tun ein gutes Werk und, wer weiß, vielleicht behalten sie ja sogar Recht.“

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Der nächste Brüllanfall folgte innerhalb einer Millisekunde. „Was wollen sie denn mit ihrem scheiß DNA-Test? Ich fasse das nicht an!“ „Überwinden sie sich. Es ist schließlich für die Kinder!“ Ich grinste und drehte ab. Der Rest unserer Runde verlief sehr entspannt. Wir trafen noch unseren Lieblingslabrador Loki nebst Besitzer. Ich erzählte ihm von unserer Begegnung. „Ich hätte der Tante angedroht, ihr die Kacke in die Haare zu schmieren.“ Nein, das tut man nicht. Aber darüber nachdenken darf man.

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

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