The Daily Irrsinn

Ritsch, Ratsch, Klick! Ben Hur an der Flexileine.

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Es ist stockfinster. Meine drei Whippets wühlen sich begeistert durch einen großen Blätterhaufen. Ich stehe entspannt daneben und halte ihre Leinen locker in der Hand. In meinem linken Augenwinkel sehe ich einen Mann vorbei huschen, denke mir aber rein gar nichts dabei. Lediglich die Vorfreude auf die nächsten Folgen Babylon Berlin beschäftigt einen kleinen Teil meiner rechten Hirnhälfte.

Plattnase im Mondlicht

Einen kurzen Moment steht Mono regungslos da. Na, was ist denn …..? Und dann bricht die Hölle los. Kurz vor Monos Nase steht eine Französische Bulldoge blendend weiß im Mondlicht. Der schwarze Fleck auf ihrem rechten Auge lässt sie irgendwie niedlich aussehen. Nur so nebenbei, Mono hat ein Problem mit Plattnasen. Er tut ihnen nichts, aber die brachyzefalen Rassen sind die einzigen, bei deren Anblick er bellt wie ein räudiger Schrottplatzköter.

Meine Whippets. Die Jungs sind immer in Habachtstellung. Ihnen entgeht rein gar nichts.
Die Jungs sind immer in Habachtstellung. Ihnen entgeht rein gar nichts.
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Wenn drei Whippetrüden Attacke blasen, sollte man fest auf seinen Füßen stehen und ihre Leinen gut im Griff haben. Danny, würdiger Nachfolger von Mr.Clark als Kavallerie mit kleinen Säbeln, und Hupsi, der immer mitmacht, ohne zu wissen, was er tut, schießen nach vorne. Soeben kann ich die drei Leinen halten und stolpere der tobenden Bande hinterher. Mono ist außer sich, doch der Frenchie rührt sich nicht vom Fleck.

Boah, sind die grallig!

Ich versuche die Jungs zurückzuziehen, habe aber zu wenig Grip auf meinen Ledersohlen. Das Kläffen ist ohrenbetäubend. So muss sich Ben Hur gefühlt haben, denke ich und dann steigen Worte wie Notarzt und Tackernadeln vor meinem geistigen Auge auf. Ich kenne meine Whippets. Sie haben noch nie einen fremden Hund verletzt, doch in diesem Moment habe ich Zweifel. Mit aller Kraft packe ich mir Mono und hole ihn zu mir. Die Bulldogge steht nach wie vor in Stein gemeißelt, als plötzlich ein Mann auftaucht: Boah, die sind aber grallig! Ich koche. Ne, die haben sich einfach nur erschreckt. Während ich das sage, höre ich wie sich tsssssst die fadendünne Flexileine einrollt. Der Mann ist freundlich, seine Bulldogge ist genauso alt wie Hupsi. Keine Gefahr also, doch wir hatten neulich so ein Ding mit einem schwarzen Kollegen dieser Rasse, das wohl hängen geblieben ist.

Der Chef hat was gegen röchelnde Hunde. Er fühlt sich belästigt und angemacht, erst recht, wenn die Dinger ihm an einer Flexleine gehoppelt kommen
Der Chef hat was gegen röchelnde Hunde. Er fühlt sich belästigt und angemacht, erst recht, wenn ihm die Dinger an einer Flexleine gehoppelt kommen

Mono kommt zur Ruhe. Danny steht hinter mir. Hupsi will hin. Vorsichtig lasse ich die Jungs gucken. Alles gut. Der Frenchie benimmt sich. Monos Probleme verfliegen in der kalten Abendluft. Prima, sage ich. Geht doch. Meine rechte Schulter schmerzt. Wir schwatzen noch kurz und ich tue ihm durch die Blume kund, was ich von zehn Meter langen Flexileinen und mal kurz hinterrücks Hallo Sagen halte.

Die Gemahlinsgattin lässt laufen

Am nächsten Tag mache ich mit Tom und den Jungs eine Nachmittagsrunde. Wir passieren einen Parkplatz, auf dem ausgerechnet der Mann vom Abend zuvor in Begleitung seiner Gattin den weißen Frenchie aus dem Auto lädt. Mono fängt an zu trippeln. Ich sortiere Mono nebst Danny und Hupsi an meine dem Auto angewandte linke Seite. Hupsi hüpft, weil er noch nicht in der Lage ist, einen einzigen potenziellen Spielpartner zu ignorieren. Danny ist brav wie immer. Mono fiept. Ruhe! Ganz nach meinem Plan gehen wir gesittet und ohne Maulerei an dem Trio vorbei.

Ich höre: Ach, die kenne ich von gestern Abend. Die sind nett. Nahezu gleichzeitig dringt dieses grauenhafte Tsssssst an mein Ohr, das mich nur allzu oft in die allerhöchste Alarmbereitschaft versetzt. Die Gemahlinsgattin lässt die Flexi ausfahren, so dass uns der Frenchie zum zweiten Mal in noch nicht einmal 24 Stunden stumpf den Weg versperren kann.

Schicke Popos. Ich warte auf den Tag, an dem Mono die Plattnasen an eben jenem vorbei gehen.
Schicke Popos. Ich warte auf den Tag, an dem Mono die Plattnasen an eben jenem vorbei gehen.

Huspi so: Ja super! Spielen! Danny so: Ach, ich nehme lieber den Keks. Mono so: Kommt her du freches Glör! Tom so: Oh! Ich so: Ich glaub’s nicht! Der hat gar nichts kapiert! Mit gordischen Knoten habe ich mittlerweile Erfahrung, löse also den in der Folge entstandenen virtuos und bin kurzzeitig stolz auf mich.

Das dünne Band des Wahnsinns

Auf dem Weg nach Hause wird mir wieder und in aller Tragweite klar, wie sehr ich Flexileinen hasse. Vor allem diese ganz dünnen Dinger, die man noch nicht einmal am Tage und mit Scheinwerfern darauf sehen kann. Die Oma mit ihrem Rollator geht auf der rechten Seite des Weges, ihr zu allem bereite Chihuahua auf der linken. Dazwischen spannt sich das dünne Band des Wahnsinns. Der hochaggressive Wuschel, hier allseits bekannt, marodiert fünf Minuten vor seinem Frauchen um die Ecke. Aber er ist ja an der Leine. Gurtleinen sind für niemals ableinbare Vertreter der Zunft ganz sicher sinnvoll, wenn sie gewissenhaft eingesetzt werden. Aber bitte, bitte, bitte, schafft diese dünnen Dinger ab. Diese Leinen schlitzen Hosen, Beine und ganze Hunde auf. Sie sind verletzungsträchtige Hindernisse für Radfahrer. Sie sind Stolperfallen und überhaupt die Pest in Tüten, insbesondere dann, wenn sie in stark frequentierten Fußgängerzonen eingesetzt werden. Ihre Nutzer haben im Zweifelsfall keinerlei Kontrolle über den Hund, der weit vor ihnen ausschließlich das tut, wonach ihm gerade der Sinn steht.

Danny buddelt nach dem Sinn einer Flexileine, kann ihn aber nicht finden.
Danny buddelt nach dem Sinn einer Flexileine, kann ihn aber nicht finden.

Es gibt kein einziges schlagkräftiges Argument, das die Existenz dieser Geräte rechtfertigen könnte. Dennoch ist es ein riesiges Geschäft. Amazon bietet unter dem Suchbegriff Flexileine mehr als tausend Artikel an. Angebotstexte wie dieser hier machen das Elend allerdings schon wieder komisch:

„Roll-Leine flexible Hundeleine kann bis zu 16 FT erstreckt, gibt der Hund genügend Freiheit zu gehen Ahead ein wenig ohne geht zu weit weg von Ihnen. Kommt mit einer kostenlosen Rolle von Plastiktüten verstaut in einer Membran Knochenform für Sie zu schnell Ordnung in das Chaos Ihr Wachhund, Blätter auf den früher Anlässe Break & Lock Sicherheit System die zuverlässige Verriegelung für die Fähigkeit zu passen.“

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Jeder Hund kann lernen, an einer Führleine zu laufen. Ich gebe zu, Hupsi zerrt in diesem Zusammenhang im wahrsten Sinne an meinen Nerven, aber Aufgeben kommt nicht in Frage. Irgendwann wird er es verstanden haben. Und außerdem, an einer Flexleine würde sich das kleine Kraftpaket binnen Minuten höchstselbst strangulieren, aufhängen und vierteilen.

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

2 Comments

  1. Marion Eckardt-Grefermann Reply

    Ich kenne das! Ich habe aus Verachtung für diese Leinen beschlossen IMMER leinenführige Hunde zu haben… Es hat bei meiner Neubesetzung 3 in Worten DREI Jahre gedauert, bis es soweit war. Ich dachte diesmal schaff ich es nicht… aber ganz plötzlich war es da, das entspannte Verhältnis von Hund und Mensch verbunden durch eine Leine, die nicht mehr stört. Nun sind es wieder genussvolle Gänge. Ich leb ja jetzt abseits der Zivilisation, daher habe ich hier kaum Kontakt zu Flexis. Gott sei Dank. Unser einziges Schicksal ist der tägliche Treff mit zwei schüchterne ältere Menschen, die leinenmäßig an einer wirklich bösen Bordeauxdogge hängen, und sich schon immer, wenn sie mich von weitem sehen, irrsinnig weit in die Wallachei zurückziehen, weil sie wissen, dass ihr Hund kleine Whippets frisst.

  2. Bin ganz Deiner Meinung. Wir hatten kurzzeitig eine Flexileine und haben sie ganz schnell wieder gegen eine normale Leine eingetauscht. Fazit: zu kompliziert und kein Gefühl beim Führen; egal wieviel Arbeit es ist, ich würde seitdem eine normale Leine einer Flexileine immer vorziehen.
    Viele Grüße
    Sneza

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