The Daily Irrsinn

Leben im Lockdown – Der Hase auf dem Schrank

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6:30 Uhr – Hubi hat seit gestern 17:30 Uhr nicht mehr gepinkelt. Jetzt liegt er eng angekuschelt unter Toms Decke und macht nicht den Eindruck, als hätte er irgendeine Not. Mono folgt mir in die Küche und dreht sofort ab in den Innenhof. Er bibbert elendig, als er wieder rein kommt und seinen Gutenmorgenkeks in Empfang nimmt. Dann verschwindet er wieder in den Tiefen unserer Bettdecken.

7:00 Uhr – Die Nacht war kalt. Ich trage den Basilikum zu Grabe, den ich leichtsinnigerweise draußen stehen gelassen habe. Basilikum kommt und geht, denke ich mir, aber ohne kann ich auch nicht leben.

Leben im Lockdown - Eine kalte Nacht hat meinen Basilikum getötet.
Eine kalte Nacht hat meinen Basilikum getötet. Sein Nachfolger steht nun in der Küche auf der Spüle.

Niemand hat den Hasen gefragt

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7:15 Uhr – Ich schnappe mir meinen dicken Parka und zerre die Hunde aus dem Bett. Der französische Hase schaut mich von der Krone unseres honigfarbenen Biedermeierschranks vorwurfsvoll an. Wie kannst du nur die armen Tiere aus ihrem kuscheligen Lager jagen! Muss ich, lieber Hase, muss ich! Hubi wird sonst recht zeitnah platzen. Das wäre eine böse Sauerei, die ich gerne vermeiden würde. Der Hase rümpft seine kleine Nase: „Ich bleibe hier!“ „Hase, dich hat niemand gefragt. Außerdem hätte ich kein Halsband für dich!“

Leben im Lockdown - Der Hase auf dem Schrank
Mein Salbei kriegt jeden Tag eine Ansage. Er muss dafür sorgen, dass seine schönen, pelzigen Blätter auch schön und pelzig bleiben.

7:20 Uhr – Ich muss grinsen und denke an die vielen Psychologen, die neuerdings betonen, dass es völlig in Ordnung ist, in unserer von Corona erzwungenen Isolation mit Dingen, Tieren und Pflanzen zu sprechen. Solange ich denken kann, spreche ich mit meinen Hunden. Und meine Kräuter erhalten seit Jahr und Tag klare Anweisungen. Was wollt ihr mir also erzählen?

7:25 Uhr – Mono und Hubi wehren sich nach wie vor erfolgreich gegen ihre Pullis. Schluss jetzt hier! Ab und rausgehen!

Als die Sonne unser Schlafzimmer wärmt, lassen Mono und Hubi sich grunzend fallen.
Mono und Hubi lieben ihren Platz in der Sonne.

8:30 Uhr – Die Sonne wärmt unser Schlafzimmer. Die Whippets lassen grunzend ihre vollen Bäuche in das hochwandige Hundebett fallen.

Zu wenig Schlaf für die Nachteule

9:00 Uhr – Ich mummel mich in eine kleine Daunenjacke und schaue nach meinen Pflanzen. Die Hortensien brauchen viel Wasser. Eine lässt schon nachdenklich die Blüten hängen. Ich schnappe mir also unseren Gartenschlauch, der eine hoch moderne Rückzugsautomatik hat. Brrrr ausgezogen, brrrrr wieder eingezogen. Theoretisch. Ich fummel mit der Tülle herum und schaue hinein. Warum kommt da jetzt nichts? Eine Sekunde später muss ich mich umziehen, denn mit dem Drücken und Gucken kam das Wasser dann doch. Und es ist erst neun, dachte ich.

Leben im Lockdown - Die Hortensien brauchen viel Wasser
Leben im Lockdown – Die Hortensien brauchen viel Wasser

12:30 Uhr – Wir machen wie so oft eine kleine Mittagspause. Ich stelle das Handy auf leise. Eine ruhige Stunde, bitte, nach einer kurzen Nacht. Schlaflose Nächte sind mir wohl bekannt. Doch sogar für eine Nachteule wie mich sind es in den letzten Wochen zu viele. Der Hase schaut mich von seinem Schrank aus aufmüpfig an. „Morgen nimmst du mich aber mit, ja?“ „Hase! Halt die Klappe!“ Etwas eine Stunde dämmere ich, flankiert von zwei warmen Whippets vor mich hin.

Fünfhundert Menschen auf zwei Meter Abstand?

15:05 Uhr – Der Cappuccino aus unserer geliebten Saeco schmeckt himmlisch. Ich hole das Fahrrad, schnalle Mono und Hubi an und wage mich ins Naherholungsgebiet. Nach ein paar Minuten bin ich mir sicher, dass dieser Ausflug nicht die beste meiner Ideen war. Alle fünfzig Meter stolpern mir Spaziergänger oder fremde Hunde vor das Vorderrad. Gefühlt siebzig Mal muss ich die Jungs mit einer Vollbremsung stoppen. Es ist ja löblich, dass alle so gut wie möglich den geforderten Abstand von zwei Metern einhalten, doch wenn das rund 500 Menschen auf recht engem Raum tun, dann wird es kompliziert. Ich bin froh, dass der Hase nicht dabei ist.

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Leben im Lockdown - Der Hase auf dem Schrank
Die Kamelie sieht nicht gut aus.

17:30 Uhr – Spätestens in ein paar Tagen wird die Kamelie den Löffel abgegeben. Umtopfen und Nachtkälte quittiert sie mit verrunzelten Knospen und hängenden Blättern. Unsere Fenster sind auch nicht mehr ganz taufrisch. Allerdings werde ich einen Teufel tun, unseren netten Fensterputzer zu nötigen, den Wintergarten zu wienern. Da muss ich dann mal selber ran, selbst wenn das Ergebnis ganz sicher nicht vorzeigbar sein wird. Doch wer außer uns wird die Makellosigkeit unserer Fenster zu schätzen wissen. Gäste werden wir nicht haben, ich kann den Lappen also getrost wieder wegstecken. Problem gelöst.

Leben im Lockdown - Der Fensterputzer fehlt mir!
Unser netter Fensterputzer fehlt mir sehr.
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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

1 Comment

  1. Beim Lesen viel gelacht 🙂 Auch ich spreche mit Leonardo, den Blumen, Gegenständen, auch schon vor Corona und wohl auch danach. Bei mir also auch normal :):) In diesem Sinne: der Hase hat ein wunderbares Plätzchen, das ist schön warm bei der Saukälte draußen :0 Ansonsten muss ich Leonardo bei diesen Temperaturen morgens auch schon mal vom Sofa scheuchen; dafür ist er danach platt und schläft und schläft. Passt auf Euch auf und bleibt gesund.
    Viele liebe Grüße,
    Snezana

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