Ausprobiert

Test: Die Canon EOS 1D X Mark II – Entspannung pur!

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Die Canon EOS 1D X Mark II macht dich locker. Und zwar sowas von! Das kann auch ihre Vorgängerin, doch die Neue packt nochmal ein Schüppchen oben drauf.

Manchmal spüre ich den Druck. Ich habe genau eine Chance ein paar vorzeigbare Bilder zu machen. Ob nun Formelwagen an mir vorbeischießen oder die schnellsten Hunde der Welt, ist vollkommen wurscht. Doch mit der Zeit kommt die Routine und natürlich das Vertrauen in die Technik.

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Das ist so wie beim 24 Stunden Rennen von Le Mans. Wenn die Fahrer an diesem Wochenende ihre Runden drehen, dürfen sie nicht über die Technik nachdenken. Sie müssen ihr Können in schnelle Runden umwandeln und dabei hundertprozentiges Vertrauen in ihre Prototypen haben. So geht mir das mit der Canon 1D X. Ich weiß, was und wieviel sie kann, denke über mögliche Grenzen gar nicht nach. Beim Fotografieren tritt sie also nahezu komplett in den Hintergrund. Ich entscheide, sie macht. Bei jedem Licht, in jeder noch so schwierigen Situation.

Der Sog der Innovation

Gibt es ganz oben, also auf dem Niveau der 1D X etwas Neues, dann scharren natürlich alle mit den Hufen. Noch besser, noch schneller, noch alles. Die, die bisher rundherum zufrieden waren, fühlen nun diesen gemeinen Sog des Fortschritts. Ich war auch mittendrin und so neugierig, dass ich mir im Geiste fast alle Fingernägel abgekaut habe.

Als ich ihre lang erwartete Nachfolgerin die Canon EOS 1D X Mark II in den Händen hielt, fragte ich mich, um wie viele Stufen man so einen Fotoboliden wohl noch besser machen kann. Schließlich war die 1D X bis dahin Canons Nunplusultra auf dem Sektor der Sportfotografie. Wer sie hat, ist frei zu fotografieren, was immer er will ohne irgendeine lästige technische Einschränkung. Highend im wahrsten Sinne!

Aus Krrrrt wird Drrrrt

Was kann also die Mark II mehr oder besser als die 1D X? Äußerlich unterscheiden sie sich nur marginal. Das neue GPS-Modul macht einen kleine Buckel. Aber sonst? Die Neue fühlt sich genauso an, wiegt genauso viel, alle Knöpfe sind da, wo sie immer waren, das Menü sieht exakt gleich aus. Aber schon beim Klang geht es los. Dieses mechanische Maschinengewehrrattern der 1DX löst die Mark II durch ein zwar auch mechanisch klingendes, aber weicheres Schnarren ab. Sie ist weit weg von dem digitalen Tddssstddssst der 5Ds, doch aus dem Krrrrrrrt ist ein Drrrrrrt geworden, wenn der geneigte Leser sich vorstellen kann, was ich meine.

Für Technokraten mag das absonderlich sein, aber ich baue eine sehr emotionale Bindung zu den Kameras auf, die ich teste. Ihr Klang ist dabei ein ganz wesentlicher Faktor. Letzterer resultiert natürlich einerseits aus der noch höheren Bildrate der Mark II (14 statt 12 Bilder pro Sekunde im Highspeed Modus bei voller AF/AE Mitführung) und wohl auch aus dem neuen Spiegelantriebssystem, das ja ordentlich was mitmachen muss. (Hat Canon eigentlich auch einen Sounddesigner? Das würde mich wirklich interessieren.)

Der Charme der Megapixel

Wo die 1D X 18,1 Megapixel mitbringt, hat die Mark II 20,2 Megapixel auf ihrem Vollformat CMOS-Sensor. Die höhere Auflösung hat natürlich einen gewissen Charme. Denn neben noch mehr Details liefert sie die Möglichkeit, stärkere Ausschnitte als zuvor zu schneiden.

Dieses Feature hat mich z.B. beim Polo Turnier Ende Mai ganz weit nach vorne gebracht. Denn ein Polofeld ist unglaublich viel größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Mit dem 300er 1:2,8 bin ich in der Regel für jede Lebenslage gerüstet, doch dort war es tatsächlich in manchen Spielphasen zu kurz. Das machte aber dann zumindest für meine Webpublikationen gar nüscht, denn ich konnte aus den RAWs extreme Ausschnitte wählen, ohne mit ihrer Qualität hadern zu müssen. Im Vergleich: Die größten RAWs aus der 1D X sind 5185 x 3465 Pixel groß, die aus der Mark II sind 5472 x 3648 Pixel. Das „Wachstum“ scheint zunächst gar nicht so extrem groß, macht aber schließlich mehr aus, als man denken mag.

Autofokus im Voodoo-Modus

Ich weiß auch nicht, was ich dieses Mal mit den Gänsen habe. Ich mag sie nicht, weil sie extrem aggressiv sind, aber sie waren nunmal zufällig da. Die Wildlife-Fotografen dieser Welt mögen mir verzeihen, aber man sieht wohl sehr genau, dass Gänse nicht ganz meine Komfortzone sind.

Dennoch, sie zeigen wie absolut wahnsinnig gut der Autofokus der 1D X Mark II arbeitet. Dicker Nebel oder Gegenlicht sind einzeln für sich schon schwierig, aber beide zusammen führen eigentlich jeden Autofokus in die Irre. Die ersten vier Fotos von der Gans in der oberen Galerie zeigen, wie gut er selbst morgens um sieben im dichten Nebel und bei aufgehender Sonne sein Ziel packt und nicht mehr los lässt. Mit 14 Bildern in der Sekunde wird jede noch so kleine Bewegung gnadenlos festgenagelt.

Ehrlich gesagt, ich habe zunächst nicht viel auf die Fotos gegeben. Als ich sie dann in Lightroom sah, war ich tatsächlich überrascht, dass sie überhaupt ernstzunehmende Schärfepunkte haben. Gleiches gilt für die durch mannshohes Gras flitzenden Whippets. Im Modus „Ziel verfolgen und Hindernisse ignorieren“ klebt das Ding quasi am Motiv, egal wie schnell es sich hin, her, vor oder zurück bewegt. Die 1D X kann das ebenfalls gut, aber das hier steigert das Adjektiv beeindruckend.  Der Autofokus ist einfach großartig und in meinem Augen ein sensationelles Feature der Mark II.

Canon EOS 1D X Mark II, Canon EF 300mm 1:2,8L IS II USM, 1/250 sek, ISO 100, f/3,2
Hektisch am frühen Morgen – ich liebe dieses Wasserhuhn, Canon EOS 1D X Mark II, Canon EF 300mm 1:2,8L IS II USM, 1/320 sek, ISO 100, f/4

ISOtonisch wertvoll

Kern- und Reizthema der Fotografie an sich ist natürlich das Licht bzw. die Abwesenheit des solchen in Situationen, in denen es eigentlich dringend benötigt wird. Gerade in der Sportfotografie, in der sehr oft mit sehr kurzen Belichtungszeiten gearbeitet wird, ist viel Licht die Grundvorraussetzung für gute Fotos. Ist das Licht schlecht, machen viele Kameras der Mittelklasse die Grätsche, weil sie bei hohen ISO-Zahlen nur noch unansehnlichen und deshalb unbrauchbaren Matsch ausspucken. Boliden auf dem Niveau der 1D X und der 1DX Mark II müssen schlechtes Licht ohne zu Mucken kompensieren können, sonst wären sie ihr Geld nicht wert.

Und die Mark II kann. Ich habe unzählige Fotos bei schlechtem bis kritischem Licht gemacht. Zu meckern habe ich rein gar nichts. Im Gegenteil. Sogar bei ISO 5000 kann ich noch starke Ausschnittvergrößerungen machen, ohne wesentliche Unschärfen in Kauf nehmen zu müssen. Die drei Fotos unten sind komplett unbearbeitete Ausschnitte aus RAWs. Rauschunterdrückung aus. Ich denke, damit kann man sehr zufrieden sein.

Unbezahlbare Freiheit

In den vergangen Wochen habe ich so ziemlich alles mit der Canon EOS 1D X Mark II fotografiert: Windhunde auf der Rennbahn, einen Feuerwehreinsatz, Rennwagen auf der Strecke, ein Poloturnier, unsere Testwagen für 1300ccm.de – oben meine Lieblingsbilder vom Jeep Cherokee in der Waschstraße -, natürlich meine eigenen Whippets, Architektur und auch verrücket Vögel. Ich habe keine Sekunde auch nur ansatzweise an ihr gezweifelt. (Obwohl ich es versprochen habe, habe ich nicht gefilmt. Ich kann mit dem Medium Film einfach nicht umgehen, überlasse es also besser anderen, die das deutlich besser können.)

Schon vor ihrer Markteinführung im April 2016 ist diese Kamera in allen einschlägigen Medien durchgenudelt worden. Ich werde hier also nicht noch einmal alle technischen Details herunterleiern müssen. Die kann man gut woanders nachlesen. Mir geht es vielmehr darum anschaulich zu zeigen, was sie kann und wie mühelos sie Grenzen aufhebt. Und darum geht es doch wohl. Grenzenloses Fotografieren. Sie bietet eine im Grunde unbezahlbare Freiheit, die sich wohl jeder Fotograf wünscht. Womit wir flott den Bogen zum aktuell laufenden Rennen in Le Mans und dem Lockersein an sich wieder schließen können. Die Fahrer der Prototypen der LMP1 müssen natürlich einen Überblick über den Zustand ihrer Reifen, den der Bremsen und ihren Spritvorrat haben. Aber sie bewegen sich in Autos, die ihnen keinerlei Limits setzen. Besser geht es 2016 einfach nicht. Ob in dem Porsche 919 Hybrid oder mit der Canon EOS 1D X Mark II  – man ist ganz oben.

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Hier noch ein paar Keyfacts der Canon EOS 1D X Mark II:

Typ – Digitale Spiegelreflexkamera
Zielgruppe – Profis
Best for – Sport/Action/Reportage
Gewicht– etwa 1,3 Kilo
Sensor – Vollformat CMOS-Sensor
Pixel effektiv – ca. 20,2 MP
Bildprozessor – Dual „DIGIC 6+“
AF-Felder bei 1:8 – 61 AF-Felder / 21 Kreuzsensoren (alle individuell auswählbar)
Belichtungssteuerung – ca. 360.000 Pixel RGB+IR Messsensor (separater DIGIC 6 Prozessor)
ISO-Empfindlichkeit – Auto 100 – 51.200, erweiterbar auf: L: 50, H3: 409.600
Reihenaufnahmen – max. ca. 14 B/s mit voller AF / AE Nachführung, max. ca. 16 B/s im Live View Modus
GPS  – integriert mit automatischer Zeit-Aktualisierung
EOS Movie  – DCI 4K bis zu 50/60p (max. 29 Min. 59 Sek.)
High Frame Rate Movie – Full-HD bis zu 100/120 B/s
Autofokus im Movie Modus – Dual Pixel CMOS AF mit Touchscreen-LCD
Kartenschächte – 1 x Compact Flash, 1 x Cfast 2.0
Akku – hält einen ganzen Fototag
Best with – Canon EF 70-200mm 1;2,8L IS II USM, Canon EF 300mm 1:2,8L IS II USM, Canon EF 400mm 1:2,8L IS II USM und wohl auch jede andere Linse
My two cent – genial, genial, genial

Preis: rund 6.300 Euro

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

3 Comments

  1. Michael Nickolai Reply

    Hallo Karla Schwede,

    unbezahlbare Freiheit ist die richtige Aussage mit der neuen 1’ser.
    Ein gut gelungener Bericht mit sehr schönen Fotos.

    Fotografiere hauptsächlich Landschaft und gelegendlich Wildlife. Meine erste digitale Kamera die 6D macht mich in der Landschaftsfotografie glücklich, aber für Wildlife nicht gerade der Hit. Seit Juni ist die neue 1’ser eingezogen, und wird in“ jeder“ Hinsicht die 6D verdrängen. Das Gewicht egal, aber die Ergonomie einfach toll. Da ich es doch recht einfach mag (Technikmuffel) überrascht diese Kamera von ihrer doch leichten Bedienbarkeit. Werde am Wochenende meine Sonja ( osteuropäische Bracke ) am Nordseestrand laufen lassen. Sie liebt Sand, dreht vor Freude ihre Kreise….und mit etwas Glück habe ich schöne Erinnerung von Ihr im Kasten. Ich habe nicht den geringsten Zweifel das die Kamera das nicht schafft, und falls etwas nicht so läuft liegt es an mir.
    Fotografie ist für mich Entspannung. Die neue 1’ser entspannt mich total…….ich kann selbst nach so kurzer Zeit sagen…..ich habe meine Kamera gefunden. Hätte dies selbst nach so kurzer nicht für möglich gehalten.

    Viel Spass noch mit Momo und Danny.

    Michael Nickolai

    • Sorry für die späte Antwort Michael, und vielen Dank für dein Lob. Die Mark II ist schon etwas Besonderes.

      Entspannte Grüße

  2. Pingback: 46. Löwe von Bonn - Ein Kampf auf allen Ebenen - Doctor Speed

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