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Kein „Like“ für Kent NG

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Facebook ist ein extrem dynamisches und spontanes Medium. Was drin ist, ist drin und auch nicht mehr so leicht wieder herauszubekommen, wenn es sich einmal verbreitet hat. Hier treffen sich Menschen aus der ganzen Welt. Das kann nicht immer gut gehen, insbesondere dann, wenn es um vollkommen unterschiedliche Auffassungen darüber geht, wie man ein Lebewesen – in diesem Falle einen Whippet –  zu behandeln hat.

Genau wie alle anderen veröffentlicht Kent NG auf Facebook regelmäßig Fotos von seinen Hunden, von seinen Welpen, von Ausstellungen und allem, was sonst noch mit seinem Geschäft zu tun hat. Ganz offensichtlich ist er stolz auf sich, seine Zucht und seine Erfolge. Er weiß, Whippets gibt es auf der ganzen Welt und so sucht er eifrig Kontakte und verschickt Freundschaftsanfragen. Und plötzlich macht es Peng. Sein Name ist in aller Munde. Stefan Raghammer, einer der renommiertesten Züchter Europas, ist auf ihn aufmerksam geworden.

Die Frage des Opinion Leaders

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Doch ein Like verteilt er nicht. Ganz im Gegenteil. Er fragte nach, wer auf einem gewissen Foto den Richter erkennt, der mit dem Rücken zum Betrachter eine furchtbar dünne, armselig aussehende Hündin begutachtet. Hätte Irgendwer die gleiche Frage gestellt, wären die Fotos vermutlich sehr schnell wieder in der digitalen Versenkung verschwunden. Doch Stefan Raghammer ist ein Opinion Leader und nun steht plötzlich das, was vorher unbeachtet Speicherplatz raubte, im Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit.

Die Whippetgemeinde schaut dorthin, wo sie vorher wohl noch nie hingeschaut hat. Nach Hongkong. Innerhalb weniger Stunden ist das komplette Fotoarchiv des chinesischen Whippet-Halters (Züchter will ihn wohl nun niemand mehr nennen) Kent NG ausgeschlachtet, hundertfach geteilt, tausendfach kommentiert. Niemand, der im weitesten Sinne mit Whippets zu tun hat, kommt darum herum, die Bilder anzusehen. Und sind nur schwer zu ertragen. Eine junge Hündin liegt auf dem nackten Draht ihres Kennels. Abgemagerte, unterentwickelte Welpen müssen auf dem Tisch posen. Ein trächtige Hündin gibt ein jämmerliches Bild ab. Alle Hunde stecken in Drahtkäfigen, ohne Decken oder Unterlagen.

Neben denen, die ihrem ehrlichen Entsetzen und ihrer verzweifelten Wut Luft machen, treten natürlich wie immer die Leute auf den Plan, die mit Sachlichkeit nicht viel am Hut haben. Von wüsten Beschimpfungen bis zu massiven Drohungen und diskriminierenden Beleidigungen ist alles dabei. Die Emotionen schlagen hoch bei Whippet-Liebhabern, Züchtern und Tierschützern.

Keine Details

In Hongkong kommt nichts an

Kent NG ahnt derweil rein gar nichts von der internationalen Wutlawine, die ihn zu überrollen droht, denn er spricht so gut wie kein Englisch. Weder die auf seiner Pinnwand hinterlassenen Nachrichten, noch die heftigen Diskussionen in der Whippet-Breed-Discussion kann er auch nur ansatzweise deuten. Er ist sich offenbar keiner Schuld bewusst. Denn wäre ihm klar, was er mit seiner Art der Haltung seinen Whippets antut, würde er diese Bilder nicht veröffentlichen. Er wäre nicht stolz auf seine doch recht zweifelhaften Ausstellungserfolge und er würde nicht maximal drei Tage alte Babies an einem Drahtkäfig fixieren, um sie besser fotografieren zu können.

Nun könnte man behaupten, dass jeder Kulturkreis sein ganz eigene Art hat, mit Tieren umzugehen. Man könnte des weiteren behaupten, dass man in China keine europäischen Maßstäbe anlegen kann. Doch ein Whippet ist ein Whippet egal auf welchem Kontinent er lebt. Er hat in Finnland oder in Kenia die gleichen Bedürfnisse wie in den USA oder eben in China. Daran ändert der Kulturkreis nichts. Wer also, egal wo auf dieser Welt, Whippets züchten möchte, sollte sich mit den Bedürfnissen dieser Rasse auskennen. Er sollte in der Lage sein, seinen Tieren ein würdiges, rassegerechtes Leben zu bieten. Aber das kann oder will Mr.NG ganz offenbar nicht.

Nur 48 Stunden

Kaum 48 Stunden nachdem der Schwede Stefan Raghammer seine kleine Frage gestellt hat, zählt die Gruppe „Whippet Fanciers Against Animal Abuse“ (gegründet von Tamara Howarth) rund 2500 Mitglieder aus der ganzen Welt. Ihr Ziel: Kent NG soll die Erlaubnis entzogen werden, Whippets zu halten und zu züchten. Im Namen der Gruppe erhält der Hongkong Kennel Club einen Brief, der über den schlechten Zustand der Hunde Kent NG’s informiert, sowie die Bitte dem Problem vor Ort auf den Grund zu gehen. Unterschiedliche Tierschutzeinrichtungen in Hongkong sind ebenfalls schriftlich informiert.

Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, muss mit Kritik rechnen. Wer mit aller Macht Teil einer weltweit vernetzten Community sein will, muss ihre Regeln kennen. Und wer sich mitten auf eine allseits als gefährlich bekannte Hauptstrasse stellt, muss damit rechnen, unter die Räder zu kommen. Dass er gerade unter die Räder kommt, hat Kent NG offenbar immer noch nicht realisiert.

(Bis zur Veröffentlichung dieses Textes war das Profil von Kent NG noch offen. Es kann allerdings sein, dass es in nächster Zeit nicht mehr einsehbar sein wird. Die gesetzten Links können also demnächst ins Leere laufen. Wenn sich im Fall Kent NG etwas tut, werde ich berichten.)

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edit am 18.04.2012: Kent NG hat alle Fotos aus seinem Facebook-Profil gelöscht. Ich habe die entsprechenden Links also ‚rausgenommen.

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

5 Comments

  1. Ein richtig guter Artikel Karla. Danke dafür !
    Bei dieser Angelegenheit ist Sachlichkeit wohl am wichtigsten. Der Gruppe geht es ja darum die Lebensverhältnisse der asiatischen Haustiere zu verbessern, auch wenn ich fest davon überzeugt bin, der „Herr“ versteht nicht einmal was uns schockiert. Aufklärung ein wichtiges pädagogisches Mittel.
    Mit etwas Glück könnte sich „Facebook“ nützlich erweisen …

  2. A big THANK YOU Karla for your help !! We have a group on Facebook so if some of the readers would like to join us please ask Karla or me 😉

  3. Hallo Karla,
    schon lange verfolge ich deinen Blog und deine witzigen Einträge. Danke dafür und auch danke für diesen, wenn auch sehr traurigen Post. Mir schnürt es mein Herz zusammen und mir kommen die Tränen… es ist eine Schande! Ich würde gerne der Gruppe auf Facebook beitreten.
    Lg,
    Petra

  4. …ich finde diese sachliche Darstellung einfach GRANDIOS und es trifft genau ins Schwarze! Auch von mir ein grosses DANKESCHÖN an Karla, für diese tolle Information.
    Liebe Grüße aus Wien, Lilette Huschka

  5. Petra, wenn du einen Facebook Acount hast, dann schicke mir eine Freundschaftsanfrage (wenn du nicht schon auf der Liste bist). Ich lade dich dann in die Gruppe ein. Ok?
    Entspannte Grüße

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