The Daily Irrsinn

The Daily Irrsinn – Mein Problem ist dein Problem!

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„Gehen sie außen rum!“ Die Frau mit dem Bobtailmischling unterbrach kurz ihr Telefonat. Ich kenne sie und ihre überdimensionierte Klobürste. Schon als Junghund konnte der Rüde seine Tendenzen zur Arschkrampe kaum verbergen.

Der große Geist - Danny hat einen neben sich stehen.
Der große Geist – Danny hat einen neben sich stehen.

„Sprechen sie mit mir?“, fragte ich. „Gehen sie außen rum!“ „Äh, bitte?“ Ich verzog mich mit Mono und Danny rückwärts in eine Parkbox, weil ich wusste, dass gleich die Hölle losbrechen würde. „Ich stehe hier ganz ruhig. Gehen sie einfach vorbei“, rief ich. Die Frau rührte sich nicht und telefonierte weiter. Mit der linken Hand hielt sie ihr Handy ans Ohr, um die rechte hatte sie die Leine ihres Hundes gewickelt, der alle Zeit der Welt hatte, sich bis zum Anschlag aufzupumpen. Unter ihrer linken Achsel klemmte eine lustig bunte Futterdose.

Knie durch mit Ansage

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„Nein, sie gehen jetzt den anderen Weg!“ Sie brüllte so hysterisch, dass ich fast lachen musste. Die hat sie doch nicht alle, dachte ich. Ich nahm Mono und Danny an meine linke Seite und passierte die beiden mit einem sehr großzügig bemessenen Sicherheitsabstand. Ich weiß ja wie die Klobürste drauf ist.

Mono ist überrascht!
Mono ist überrascht!

Frauchen Klobürste quakte weiter in ihr Handy. Als wir etwa auf ihrer Höhe angekommen waren, schoss die Klobürste wie erwartet geifernd und fletschend nach vorne. In chaotischer Reihenfolge und auf unterschiedlichen Bahnen flogen die lustig bunte Futterdose, das Handy und schließlich Frauchen Klobürste hinterher.

Autsch, die Hose ist wohl durch, dachte ich, als Frauchen Klobürste neben den Einzelteilen ihres Handys auf das Pflaster schlug. Oh, den Akku eines iPhone 6 kann man also doch ausbauen. Interessant! Ihr Gewicht brachte schließlich die Klobürste selbst zum Stehen. Ganz knapp vor Mono, der ohne einen Muks weiter ging. Braver Mono! Danny hatte die hirnverbrannte Idee, das nun sehr einladend um ihn herum kullernde Futter einzusammeln. Danny! Netter Versuch! Frauchen Klobürste fluchte hinter mir her. Das war ja wohl mit Ansage, flüsterte ich Mono zu.

Mein Problem ist dein Problem

Mit diesem einen Klobürstenfrauchen ist es aber leider nicht getan. Wir haben hier noch ein zweites Exemplar ähnlicher Güte. Die Klobürste ist zwar kleiner, das Mein-Problem-ist-dein-Problem-Syndrom im Kopf des Klobürstenfrauchens aber genauso stark, wenn nicht noch stärker ausgeprägt.

Der kleine Geist - Mono hat einen neben sich stehen.
Der kleine Geist – Mono hat einen neben sich stehen.

Ich habe ein Problem mit meinem Hund! Nun nehmen sie doch verdammt nochmal Rücksicht! Ja, tue ich. Ich nehme Rücksicht, wann immer ich kann. Allein um meine eigenen Hunde zu schützen. Aber wie wäre es denn mal mit Eigeninitiative? Hätte ich eine geifernde Klobürste, die sich aus welchen Gründen das Ziel gesetzt hat, jeden passierenden Artgenossen in Stücke zu reißen, dann nähme ich selbst Rücksicht und vermiede tunlichst, fremde Leute anzubrüllen und sie in unflätigem Ton aufzufordern, mir aus dem Weg zu gehen. Dann steckte ich mein verkacktes Handy weg und sähe zu, dass ich die Straßenseite wechsel, wenn es sein muss. Doch das Mein-Problem-ist-dein-Problem-Syndrom sieht das nicht vor.

Wattn'? Danny weiß gar nicht, was los ist.
Wattn‘? Danny weiß gar nicht, was los ist.

Rücksicht ist eine Frage der Perspektive

Vielmehr verlangt es, dass die Umwelt alle Probleme löst, damit sich das Klobürstenfrauchen an sich nicht in eine unangenehme Situation manövrieren muss. Das geht so weit, dass ein beliebiges Klobürstenfrauchen z.B. mir vorwirft, mit meinen meist sehr entspannten Hunden eine Provokation zu sein.

Ich bin rücksichtslos, weil ich nicht um vier Ecken schauen kann, damit ich nicht zufällig in das Klobürstenfrauchen und ihrer tobende Klobürste hineinlaufe. Absurder geht es kaum. Wenn ich mit solchen Hirnplatzern konfrontiert werde, muss sich niemand wundern, dass mich mein soziales Gewissen schlagartig verlässt.

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So typisch, dass es weh tut

Die oben beschriebene Szene ist derart typisch, dass sie fast weh tut. Die Besitzerin des Bobtailmischlings weiß genau, dass ihr Hund vom Wahnsinn umjubelt ist. Warum spielt keine Rolle. Anstatt ihr Handy in die Tasche zu stecken und sich auf ihre Klobürste zu konzentrieren, erwartet sie, dass ich ihr Dilemma löse, indem ich mit meinen Hunden ausweiche. Mein Problem ist dein Problem? Pustekuchen! Dann muss sie auf die Fresse fliegen. Aber das Mein-Problem-ist-dein-Problem-Syndrom sagt ihr jetzt, dass ich die Schuld trage. Ich trage die Schuld, dass ihre Hose Löcher hat, dass sich ihr verkacktes Handy in alle Einzelteile aufgespalten hat und dass ihre Klobürste auch weiterhin voll aggro ist. Gut, dann bin ich eben schuld. Aber wenn die Klobürste meinen Mono fressen will, dann kenn ich keine Verwandten mehr. Und dann können von mir aus auch sieben iPhones zu Bruch gehen. In Gold übrigens. Das sagt ja wohl alles!

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

9 Comments

  1. Wahnsinn! So toll geschrieben! Am Freitag hole ich meinen Whippet ab…. ich hoffe er ist genauso cool wie Ihre Beiden!

    • petra hagedorn Reply

      Ich kenne beide Seiten. Mein Whippie geht auch sehr arrogant mit hocherhobener Nase an proletigen Kläffern vorbei. Mein letzter Hund (appenzellermix)war jedoch ein ziemlicher Macho, der trotz Hundeschule und hundeerfahrenem Frauchen schon beim Anblick eines entgegenkommenden Hundes um 10cm wuchs um diesem zu zeigen, was für ein toller Kerl er sei. Also habe ich Verständnis für die Schwierigkeiten mit solchen Hunden und finde die agressive Sprache unangemessen.

      • Frau Hagedorn,

        sie finden die Sprache unangemessen in Bezug auf was? Kennten sie die Sprache der beiden beschriebenen Frauen, würden sie mich ganz sicher fragen: Hey, warum denn so zahm heute?
        Nebenbei, ich kenne auch die dunkle Seite. Unser lieber Mr.Clark konnte sich richtig aufpumpen und aufregen. Aber ich bin aktiv seinen Feinden (und das waren ein paar) ausgewichen. Ich habe nicht hilflos mit den Armen gerudert und meine Mitmenschen angebrüllt: Ich habe ein Problem mit meinem Hund! Jetzt passt mal alle schön auf, steht stramm und nehmt Rücksicht. Das ist nicht mein Stil.

        Generell bin ich zu jedem Experiment bereit. Mono und Danny mimen nicht selten die Therapiehunde bzw. Testobjekte für unverträgliche Vierbeiner, eben weil sie so freundlich sind. Diese beiden Frauen nebst ihren Hunden sind allerdings derart unangenehm und penetrant, dass ich mir erlaube, die Sprache zu wählen, die ich im Rahmen dieser Schilderung für angemessen halte.

        Entspannte Grüße

  2. Super geschrieben!
    Muss aber sagen, dass ich mich bei folgendem Fall noch immer Frage, ob ich das Problem habe, oder das Verhalten der anderen respektlos ist;
    Frau mit Mischling kommt mit mit 2Whippet, davon 1Jungjund entgegen.
    Von mir aus gesehen links: Zaun, Stromgespeist. Rechts Wiese.
    Sie setzt ihren Mischling ca. 50m vor mir auf der Wiesenseite in den Sitz und lässt ihren Hund zu meinen Hunden schauen. Ich musste dann auf dem 2m breiten Weg auf Elektrozaunseite mit 2Hunden an ihr vorbei. Logischerweise waren meine Hunde angespannt.
    Ging alles gut, aber ich verstehe solches Verhalten nicht.
    Sowieso bin ich bald soweit meine Hunde auch jedes Mal in den Sitz zu tun (zu mir schauend), wenn der andere das tut. Mal sehen wie lange man dann dort bleibt…

  3. Es „fühlt“ sich so an als sei es ein neuer Volkssport geworden immer mit dem Finger auf die „Anderen“ zu zeigen. Anscheinend hat niemand mehr den Arsch in der Hose um die nötige Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen…
    Aber vielleicht stimmt auch mit meinem Gefühl etwas nicht 😀
    Alles Gute für 2017
    LG Wolfhart

    • Wolfhart, ich glaube, dein Gefühl ist ganz richtig. Es ist so verdammt leicht, immer auf die anderen zu zeigen. Selbstreflektion ist bäh! Da könnte ja was unangenehmes bei rauskommen. 😉

      Entspannte Grüße

  4. Liebe Frau Schwede. Diesmal blieb mir bei der Lektüre Ihres Blogposts das Lachen im Halse stecken. Ich hätte sowas von gerne wieder einen Hund. Oder am besten deren zwei. Etwas „windiges“ soll es wieder sein. Whippets, Greyhounds… ach, ich liebe diese Langnasen einfach alle. Doch trifft Ihr Erlebnis mit der „Klobürste“ bei mir genau DEN Punkt, warum ich zögere, mir wieder Hunde zuzulegen: Raufereien, Keifereien, Beissereien… wie viele Male sass ich (bevorzugt an Sonn- und Feiertagen) mit meinem inzwischen verstorbenen Hund in tierärztlichen Notdiensten um zerfetzte Ohren oder andere lädierte Körperteile wieder (auf meine Kosten, versteht sich!) instand stellen zu lassen? Und wie oft habe ich vergebens wenigstens auf eine Entschuldigung seitens eindeutig fehlbarer Hundehalter gewartet? Der kleine Hund meiner Nachbarin wurde von einem Berner Sennen quasi viergeteilt, ohne dass „jemand“ Verantwortung dafür übernommen hätte… an diesem Punkt frage ich mich eben immer wieder, ob ich die Nerven habe, mir sowas nochmals anzutun. Was ist das eigentlich, dass jeder heute mit dem Handy am Ohr seinen Hund oder das Kind ausführt? Entweder bin ich so dermassen kontaktarm oder alternativ langweilig, aber ich hätte nie und nimmer so viel zu erzählen, dass es denn ausgerechnet auch noch auf dem Spaziergang sein müsste… Wie auch immer. Ihre Story hat mich gleichermassen amüsiert wie auch nachdenklich gemacht! Mit lieben Grüssen, Arletta

    • Liebe Arlette, lassen sie sich nicht entmutigen! Wer mit Hunden umgeht, muss auch gewisse Risiken eingehen, aber das lohnt. Denn das Leben mit zwei Whippets ist schon schön! 😉

      Meine Hunde sind noch nie gebissen worden. Doch Moment… Mono wurde ein einziges Mal von einem vorbeilaufenden Hund gezwickt, aber das war nicht der Rede wert. Wir sind bisher also sehr glimpflich und gut davongekommen. Ich schaue aber auch immer sehr genau hin, ohne dabei ängstlich zu sein. Also nur Mut. 🙂

      Entspannte Grüße

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