Der Krimi

Bruegel – Schwarz ist keine Farbe

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Lange, lange denke ich schon immer über einen Krimi nach, der in der Windhundszene spielt. Show- und Rennszene sind gleichermaßen betroffen, die Charaktere teils tiefgründig, teils witzig, teils unendlich böse. Heute ist das erste Kapitel endlich fertig.

Ich werde die Geschichte hier in Kapiteln als Fortsetzungskrimi veröffentlichen. Und ich verspreche euch, dass die Cliffhanger genauso gemein werden, wie die der spannendsten Netflix-Serien. Handlung, Charaktere und Orte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Kapitel 1 – Das Damals kehrt zurück

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Es war kalt. Bruegel hauchte in seine Hände und ließ seinen Wagen an. Hier drin ist es kälter als draußen, dachte er und gab vorsichtig Gas. Die Straße war spiegelglatt und er hatte seine alte Möhre gerade mit Mühe und Not über den TÜV gebracht. Er war kein guter Autofahrer.

Schlechte Laune kroch ihn ihm hoch wie das Sodbrennen, mit dem sich fast täglich sein Magen rächte, wenn er im Vorbeigehen eine Currywurst verschlugen hatte. Wieder so ein mieses Ding um das er sich kümmern musste.

Knapp die Hälfte seines Weges hatte er hinter sich, als die Sonne den grauen Dunst endlich besiegt hatte. Sie stach ihm derart in die Augen, dass er die lange Allee im Schritttempo entlang kriechen musst. Ein Blindflug auf Eis. Inständig hoffte er, nicht hart bremsen zu müssen. Seine Hände krampften sich an das nach wie vor tiefgefrorene aber immerhin mit echtem Kunstleder bezogenen Lenkrad des 1982er Toyota Tercel. Öffnete er die Fahrertür, fühlte er sich ein wenig wie Columbo, der auch immer ganz harmlos aussieht, wenn er aus seinem rollenden Wrack aussteigt. Aber er kriegt sie alle dran. Immer.

Trotz seiner panischen Angst, in den nächsten Sekunden gegen einen Baum zu prallen und in der Folge mit seinem Tercel auf widerliche Weise zu verschmelzen, musste er grinsen. Columbo! Die Folge mit den Dobermännern! Dunkel und drohend entfuhr es ihm: Rosebud.

Ein paar hundert Meter noch und er konnte, wenn auch sehr vorsichtig, seinen Wagen durch eine von tiefen Schlaglöchern durchfurchte Einfahrt lenken. Damals. Er kannte das Gelände. Vor vielen Jahren war er schon einmal hier. Seine Laune sackte, dennoch schaffte er es, vielsagend auszusteigen. Wie Columbo damals.

Seine Kollegen waren schon da. Die gespenstisch weißen Anzüge der Spurensicherung blitzten durch die kleine Baumreihe. Er rückte seinen Mantel zurecht. Muss so ein Scheiß eigentlich immer im Winter passieren? Sein Blick fiel auf einen großen, schlanken Mann, der mit gesenktem Kopf am Eingang des Vereinsheims lehnte. Genau über seinem schütteren Haarkranz forderte ein eilig gekritzeltes Schild „WC – 50 Cent“. Wäre die Szene nicht so depremierend gewesen, hätte er vielleicht gelacht. Aber das Damals war wieder da. Bruegel wollte kehrt machen, doch er durfte nicht.

Widerwillig folgte er den weißen Blitzen. Auf der kleinen Anhöhe zwischen dem Hauptgebäude und einer Art Grillbude blieb er stehen und ließ seine Augen fast zärtlich über das ihm so vertraute Gelände gleiten. Wie damals war die Sandbahn gepflegt und der Rasen im Infield kurz gemäht. Mehr als zwanzig Jahre. Ganz kurz, nur ganz kurz verloren sich seine Gedanken. Sein Sodbrennen mischte sich mit Übelkeit. Er atmete die eisige Luft ganz tief ein. Jetzt war er Columbo. Nur ohne Zigarre.

Nach vielen Jahren muss Kommissar Peter Bruegel wieder in der Windhundszene ermitteln.

„Jungs, – och sorry und Mädels – was habt ihr?“ „Ach Peter, auch schon da? Ähm, ja. Also, wir haben hier einen Mann, etwa 60 Jahre alt. Er heißt Jan de Mol. Er ist ein prominenter Unternehmer aus den Niederlanden. Seine Hände und Füße hat man mit Stahlbolzen auf diesem Siegerpodest fixiert.“ „Immerhin Platz 1.“, feixte eine Stimme im Hintergrund. „Diese Bolzen kamen vermutlich aus einem handelsüblichen Bolzenschussgerät …“ „Dass Bolzen aus einem Bolzenschussgerät kommen, weiß ich selber! Und weiter?“ Der weiß eingehüllte Mann verdrehte die Augen: “Also,  … also, irgendwer hat diesen Mann dort drüben mit eine stumpfen Gegenstand niedergeschlagen und ihn dann hierher geschleppt. Dann hat er oder vielleicht sie ihn fest getackert.“ Und dann? Angesichts der Leiche war klar, dass sein Kollege noch deutlich mehr zu sagen hatte. „Wohl mit einem scharfen Messer hat man ihm die Zunge herausgeschnitten.“

Die vertraute Taubheit kam schnell. Wie in Watte gepackt stand er da und starrte in die leeren Augen des Toten. „Und dann?“ „Wir haben das hier aus seinem Mund geholt.“ Er hielt ein blutiges Bündel hoch, das aussah wie eine überdimensionierte Knoblauchknolle. „Was ist das?“ „Das sind die Hoden eines Hundes, an denen er offenbar schließlich erstickt ist.“ „ Gibt es den passende Hund dazu?“ Der Mann im weißen Anzug deutete in Richtung des Vereinsheims. „Auf der Terrasse.“

Er ging sehr langsam. Er wollte das nicht sehen. Menschen können den Tod eines Menschen verkraften, aber selten den eines Hundes. In Actionfilmen werden für uns dutzende ja hunderte Menschen nieder gemäht, doch ihr Tod entlockt uns in den seltensten Fällen ein Gefühl. Wird es im Plot aber nötig, dass der Wachhund eines Oligarchen erschossen oder der Beagle einer alten Damen überfahren wird, dann kullern hemmungslos die Tränen. 

Der schwarze Greyhound lag auf einer bunt karierten Decke. Er sah aus, als gönnte er sich ein Nickerchen im Schatten der bayrisch angehauchten Pergola. Wäre da nicht die große Blutlache gewesen, die sich zwischen seinen kräftigen Schenkeln über die Decke und den Betonboden ergossen hatte, hätte dieses Bild idyllisch sein können. Bruegel hockte sich neben den Rüden und tätschelte seinen Hals. „Zu kalt für ein Schläfchen hier, Kumpel.“

Etwa vier Monate zuvor klingelte gut 250 Kilometer entfernt ein Telefon in der Polizeiwache Amsterdam-Zuid De Pjip. Eine italienische Dame versuchte in gebrochenem Englisch Anzeige zu erstatten. Jemand hatte angeblich ihre Hunde vergiftet. Doch noch bevor der diensthabende Beamte ihre Personalien aufnehmen konnte, brach der Anruf ab. Während der World Dog Show 2018 hatten er und seine Mitarbeiter mehr als genug zu tun mit den – wie sie sie nannten – bekloppten Hundebesitzeren und Züchtern, die wegen jeder kleinen Rangelei nach ihnen riefen. Das babylonische Sprachengewirre mit diesem unerträglichen hysterischen Unterton hatten sie schon seit Tagen satt. Es kam ihnen also sehr gelegen, dass sie sich jetzt nicht auch noch mit irgendwelchen vergifteten Kötern herumschlagen mussten.

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Bruegel richtete sich mühsam auf. Nicht schon wieder, dachte er. „Wo sind die denn alle? Verdammt nochmal, kann mir mal einer einen Kaffee bringen!“ Eine schmächtige Dame, die offenbar in der Küche des Vereinsheims beschäftigt war, deutete auf eine Tür: „Wir haben gerade eine Kanne aufgesetzt.“ Dann brach sie lauthals in Tränen aus. „Wer tut so etwas? Der arme Jack!“ „Der Mann heißt Jan.“ Brenner hörte sich bellen. Er vergriff sich wie so oft im Ton. Die Frau schnäuzte geräuschvoll in ihre spakige Schürze und brüllte dann in einer Lautstärke, die niemand einem Persönchen ihres Formates zugetraut hätte: „Der Greyhound heißt Jack, sie Arschloch!“

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

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