Ausprobiert

Test: Detailverliebt – die Canon EOS 5Ds R

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Die Canon EOS 5Ds kenne ich in und auswendig. Deshalb konzentriert sich mein Test der Canon EOS 5Ds R im Grunde auf das Detail, das die R von ihrer Schwester unterscheidet. (Für die Basics lest also bitte hier nach.)

Die 50,6 Megapixel-Bombe hat einen Tiefpassaufhebungsfilter. „Was ist das jetzt wieder?“ haben mich schon ein paar Leute gefragt. Mir ging es neulich auf der Photokina genauso. Da entfleuchte mir nämlich auch ein Hä?.

das unbeschnittene Original aus der Canon EOS 5DsR
Das ist das unbeschnittene Original des Titelbildes. Im Header seht ihr einen 1:1 Ausschnitt aus einem RAW. Schon ziemlich irre, was die 5Ds R an Detailtiefe produziert. Geschossen mit dem Canon EF 24-70mm 1:2,8L IS USM
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Doch die Sache ist viel simpler, als sie sich zunächst anhört. Aufhebung heißt für mich erst einmal, dass eine sinnvolle Funktion deaktiviert wird. Aber wenn die R nun etwas weniger kann als die 5Ds, warum soll sie dann noch besser sein? Üblicherweise ist mehr gleich besser. So sieht man das zumindest im Allgemeinen. Hier ist es anders.

Was macht der Tiefpassfilter?

Spiegelreflexkameras haben in der Regel einen optischen Tiefpassfilter. Er verhindert den sogenannten Moiré-Effekt. Bestes Beispiel: Feine Strukturen bzw. Muster, die eng aufeinander folgen, wie Streifen oder Karos flimmern in der Bildwiedergabe und produzieren Fehlfarben, wie z.B. lila vor sich hin wabernde Wolken. Um beides abzustellen, bringt der Tiefpassfilter leichte Unschärfen in die Strukturen. Lila weg, Streifen da, um es simpel zu formulieren. Das ist einerseits prima, andererseits gehen in diesen Unschärfen viele kleine Details verloren.

Entfernt man den Tiefpassfilter, dann bildet das RAW ungefiltert 1:1 ab. Und zwar jedes Häarchen und jedes Füsselchen. Und natürlich auch gegebenenfalls das violette Wabern. Allerdings muss ich sagen, dass ich nicht ein einziges Mal in die Verlegenheit gekommen bin, gegen den Moiré-Effekt kämpfen zu müssen. Aber ich fotografiere auch nicht den ganzen Tag Herrenhemden oder Schottenröcke.

Die quasi 1:1 Abbildung jedes noch so winzigen Details ist bei einer Auflösung von 50,6 Megapixel der blanke Wahnsinn. Alle Details bleiben erhalten. Oben gut zu sehen an dem 1:1 Schnitt von dem Seelöwenbaby, wobei ich noch nicht einmal „Feindetail“ eingestellt hatte, sondern „Neutral“. Meine Flughunde sind auch recht aufschlussreich, denn sie hingen weit entfernt im Gegenlicht. Die Fotos sind sehr stark beschnitten und noch stärker nachbearbeitet. Dennoch ist jedes Äderchen in ihren ledernen Flügeln zu erkennen. Ich liebe diese Tierchen!

Schneller als ich dachte!

Aber, je feiner und reichhaltiger die Details in einem Foto, desto schneller hat es auch feine Unschärfen. Nicht ohne Grund wird empfohlen, die R möglichst mit einem Stativ und bei gutem Licht zu verwenden. Im Studio z.B. Um Empfehlungen kümmere ich mich in der Regel wenig und probiere selber aus, doch ich kenne auch die technischen Grenzen. Deshalb habe ich neulich zum Ballett ein Einbein mitgenommen, die R draufgepfropft und mich gefreut. Denn ich konnte sehr lange Belichtungszeiten nutzen und eine fabelhafte Schärfe an den richtigen Stellen produzieren. Besonders überrascht hat mich das Tempo der Kamera. Bedenkt man, dass ihre großen RAW je nach Blende und Detailvielfalt 50 bis 100 MB groß sind, hat sie wacker und viel schneller mitgemacht, als ich es erwartet hatte. Sie ist schließlich keine Sportkamera.

5Ds oder 5Ds R ? Mit oder ohne Tiefpassfilter?

Stelle ich mir die Frage, zu welchen Gelegenheiten ich feine Streifen, Karos oder Netzstrukturen fotografiere, dann muss ich wirklich nachdenken. Eher nie. Ich begegne dem Phänomen Moiré also sehr selten bis gar nicht. Der Tiefpassfilter an sich ist für mich also kein Mehrwert. Denn was ich durch sein Fehlen bekomme, ist mir persönlich deutlich wichtiger, als die Unterdrückung des eventuellen Moiré-Effekts.

Müsste ich mich entscheiden, würde ich immer die R nehmen, weil sie sich perfekt in meine Bedürfnisse einschmiegt. Ich habe Hunde mit blanken, dunklen Augen und seidigen Fell. Ihre Details entfalten sich ganz wunderbar. Ich fotografiere Autos, Pferde, Tänzer. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass die Pferde gestreifte Decken oder die Tänzer karierte Hosen tragen, dann habe ich halt Pech gehabt. Das nehme ich in Kauf.

Für mich ist diese Kamera das Understatement in Reinkultur. Sie ist nicht besonders groß oder bullig. Sie ist bescheiden in ihrer Erscheinung, aber sie produziert ganz großes Kino. Ich meine richtig großes Kino! (Verzeiht mir bitte, dass hier die wichtigen Filmfunktionen immer hinten über kippen, aber das können andere besser als ich.)

Ich drucke zwar nicht täglich großformatig, aber ich habe mich mittlerweile sehr an die hohe Auflösung gewöhnt und genieße sie jeden Tag. Hin und wieder höre ich Stimmen, die behaupten, dass 50,6 Megapixel für Webpublikationen vollkommen unsinnig sind. Ich sehe das anders, denn die Qualität der Bilder ist im Vergleich offensichtlich, insbesondere wenn es an die Details geht. Außerdem habe ich die Freiheit, Fotos zu beschneiden, wie ich lustig bin.

Ich kann aus einem Bild zur Not drei machen, ohne auch nur ansatzweise einen Qualitätsverlust beklagen zu müssen. Das finde ich toll. Aber sie ist eine Diva. Hohe ISO-Zahlen mag sie nicht und es ist ganz bestimmt nicht leicht, mit ihr zu fotografieren. Ihre Produkte zieht man nicht mal kurz auf’s Smartphone und postet sie sonst wohin. Man muss sie mit viel Ruhe und Sorgfalt betrachten und bearbeiten. Dann entfalten sie ihr wahres Potenzial.

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Hier noch ein paar Keyfacts zur Canon EOS 5Ds R:

Typ – Digitale Vollformat Spiegelreflexkamera
Zielgruppe – Profis
Best for – Studio / Landschaft / Portrait / Architektur
Gewicht– etwa 937 Gramm
Sensor – CMOS-Sensor 36 x 24 mm
Pixel effektiv – 50,6 MP
Bildprozessor – Dual Digic 6 Prozessor
besondere Feature: Tiefpassaufhebungsfilter, Anti-Flacker-Funktion, Timer auch für Langzeitbelichtungen, kamerainterne Zeitraffer-Erstellung, anpassbarer AWB für Kunstlicht, verstärkte Stativ-Anschluss-Bodenplatte zur Reduktion von Erschütterungen
Autofokus 
 – 61 Punkt Weitbereich / 41 Kreuzsensoren (alle individuell auswählbar), 5 Dual-Kreuzsensoren
Belichtungssteuerung – ca. 360.000 Pixel RGB+IR Messsensor (separater DIGIC 6 Prozessor)
ISO-Empfindlichkeit – Auto 100 – 6.400, erweiterbar auf: L: 50, H1: 12.800
Reihenaufnahmen – max. ca. 5 B/s (Geschwindigkeit wird für 510 JPGs oder 14 RAWS beibehalten)
Kartenschächte – 1 x Compact Flash, 1 x SD
Akku – hält einen ganzen Fototag
Best with – Weitwinkel-, Superweitwinkel- und Portraitobjektive
My two cent – ganz großes Kino in einem handlichen Gehäuse

Preis: aktuell rund 3.000 Euro

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

4 Comments

  1. Peter Groepper Reply

    liebe Karla Schwede,
    vielen Dank für diese lebendige Schilderung (der Vorzüge) dieser Kamera. Ich spiele gerade mit dem Gedanken, mir eine zu kaufen. Korrekter, ich suche nach Gründen, sie nicht zu kaufen, habe aber „leider“ noch keine gefunden. Also muss es wohl sein.

    • Gern geschehen! Ja, bei mir muss diese Kamera auch sein. Sie ganz sicher nicht immer einfach zu handlen, aber die Ergebnisse sind großartig.

      Entspannte Grüße

  2. Hallo! Es ist immer ein gutes Gefühl wenn ein Beitrag wie dieser die Entscheidung erleichtert. Natur, Tiere, Architektur, und dabei großformatige Präsentation… alles passt😊 Vielen Dank!

    • Gern geschehen! Ich bin sehr überzeugt und liebe diese Kamera über alles. Sei sicher, sonst würde ich nicht so über sie schreiben. Sie ist natürlich speziell und an besondere Bedürfnisse gebunden, also nicht für jeden. Aber derjenige, der sie versteht, wird sie ebenso lieben wie ich. 🙂

      Entspannte Grüße

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