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Wie eine Tüte Chips – 0,0165 Euro für ein Foto?

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Wie bemisst sich der Wert eines Fotos? Hat ein Foto heute überhaupt noch einen Wert? Schließlich hat sich die Wahrnehmung der Macher wie auch der Konsumenten in den letzten Jahren dramatisch verändert. Denn Fotos werden konsumiert wie eine Tüte Chips. Hastig und gierig. Kaum ist die Tüte leer und zerknüllt, sind sie bis auf ein paar wenige vergessen.

Wieviel ist ein Foto wert? Oder eine Malerei?

Emotional, sentimental, werbewirksam, aktuell

Foto haben einen sentimentalen Wert, sie haben einen emotionalen Wert, einen Erinnerungswert, einen dokumentarischen und informativen Wert. Und sie haben einen Werbewert. Denken wir nur an das kleine Fotos von Kate Moss in Gummistiefeln von Hunter. Kaum war das Foto an der Öffentlichkeit, ist die Nachfrage nach den Botten durch die Decke geknallt.

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Kleben sie in einem Fotoalbum, haben Fotos einen persönlichen, hoch emotionalen Wert, der mit Geld nicht zu bezahlen ist. (Man betrachte sich bitte den Instagram-Account eines römischen Arztes, der anhand von alten Bildern die Geschichte seiner weit verzweigten Familien aufarbeitet.) Reportagefotos zeigen uns die Welt und was in ihr passiert. Ihr hoher Wert ist die Information. Hier bestimmt neben der Aktualität und Qualität natürlich die Nachfrage und die Garantie auf Aufmerksamkeit den Preis.

Im Vergleich, bemisst sich der Wert einer Malerei an ihrem dekorativen Nutzen, ihrer in der Kunstgeschichte revolutionären Kraft oder gar nach den für sie verwendeten Materialien? 120 Euro für die Farbe, 60 Euro für die Pinsel, Spatel, 200 Euro für den Grund (Papier, Holz, Leinwand etc.) plus 20 Stunden Malen a – sagen wir – 100 Euro macht 2380 Euro. Für ein Original, das physisch einmalig und anfassbar ist. Eher nicht. Und überhaupt, was ist dekorativ?

Eine lächerliche Rechnung

Wie könnte ich aber analog den Wert eines Fotos ausrechnen? 6.600 Euro für die Kamera, nochmal rund 6.000 Euro für das top Sportobjektiv. Die superschnelle Speicherkarte kostet nochmal 100,- bis zu freundlichen 500,- Euro, der Rechner, an dem die Bearbeitung stattfindet rund 2.600 Euro, die Programme für die Bearbeitung im Monat rund 12 Euro.

Gehen wir mal davon aus, dass eine Profi-Kamera auf 400.000 Auslösungen ausgelegt ist. Dann müsste ich zunächst 6.600 Euro durch 400.000 teilen. Macht 0,0165 Euro pro Bild. Das Objektiv, den Computer und die Programme nehme ich besser nicht mehr in Rechnung auf, sonst wird das Ganze lächerlich. Wer ein Studio betreibt, wird über diese Liste ohnehin nur müde grinsen können. Denn dann potenzieren sich die Kosten. Ich belasse es hier lieber bei der kleinen technischen Basis, die man selbstredend nicht in den Wert/Preis eines Fotos einrechnen kann. Sie ist schlicht die Grundausstattung, ohne die das Bild nicht möglich wäre.

Im Atelier. Gemacht mit der Canon EOS M 10
Im Atelier.

Keins unter vielen – viele Fotos schnell vergessen

Das ist genau das Foto, das ich seit Jahren machen will! So legt der Fotograf selbst den emotionalen Wert eines Fotos fest. Es ist ihm/ihr viel wert. Das heißt allerdings nicht zwangsläufig, dass alle Betrachter dieses Fotos genauso schätzen. Es mag ein paar wenige geben, aber für viele wird dieses Bild nur eines unter vielen bleiben. Und die Vielen sind genau die, die eine sowohl visuelle Abstumpfung als auch einen Verlust der Wertschätzung vorantreiben.

Nur ein Beispiel: Von einem Event werden von einer Person mehr als hundert Fotos in ein Album auf Facebook geladen. Weder der unbeteiligte Betrachter noch die anvisierte Zielgruppe haben einen Überblick. Kaum einer wird sich die Zeit nehmen, jedes Bild einzeln und aufmerksam zu betrachten. Das einzelne Foto verliert somit komplett an Bedeutung und damit auch an subjektivem Wert. Sind ja genug da! Lediglich die Person, die unmittelbar inhaltlich mit einem dieser Fotos zu tun hat, wird es auf irgendeine Weise wertschätzen. Und wenn es nur gerade zum spontanen Teilen taugt. Nach zwei Tagen ist es vergessen.

Im Atelier.

Kraftfutter für das Phrasenschwein

Zum Glück gibt es noch genug Fotografen und auch Rezipienten, die genau das Gegenteil tun. Sie erkennen die Kraft eines einzelnen Bildes und können es im wahrsten Sinne wertschätzen. Das ist die Klasse statt der Masse. Der Spruch ist alt, ausgelutscht und im Grunde für das Phrasenschwein, aber er ist nach wie vor wahr. Heute vielleicht mehr denn je.

Das bedeutet allerdings nicht, dass nun jedes frei produzierte Bild, sei es ein Foto oder eine Malerei oder eine Zeichnung, von epochaler Bedeutung sein muss. Viele dienen zur Illustration, einfach so, weil sie vielleicht ganz hübsch sind. Viele markieren Etappen auf einem Weg, zeigen einen Ausschnitt aus einer künstlerischen Entwicklung oder machen einfach nur Spaß. Den will ich hier ganz sicher nicht vergessen. Ihre Bedeutung als Einzelbilder mag objektiv gering sein, aber an ihrem Ort erfüllen sie eine Funktion. Das ist doch auch was.

Das Foto ist untrennbar mit seinem Macher verbunden

Schlage ich nun den Bogen zurück auf meine Frage, wie der objektive Wert eines Fotos denn heute überhaupt noch zu bemessen ist, dann komme ich wieder auf den alles entscheidenden Betrachter. Lassen wir mal Auftragsarbeiten für die Werbung, Dokumentationen für die Presse und ähnliches außen vor, denn dafür gibt es Richtlinien. Allein der Betrachter eines Bildes wird den Wert für sich festlegen können.

Im Atelier. Gemacht mit der Canon EOS M 10
Im Atelier.

Und jeder Betrachter wird es anderes bewerten, sei es nun emotional oder analytisch. Es gibt nur wenige Bilder/Fotos auf der Welt, die universell lesbar sind, also von jedem Betrachter gleich verstanden und gleich bewertet werden. Fakt ist aber, dass sie immer untrennbar mit ihrem Macher verbunden sind. Mit dem Erwerb eines Bildes kauft man in erster Linie die Bildsprache seines Machers und nicht einen Anteil an der zu seiner Herstellung verwendeten Materialien.

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Deshalb muss der Macher eines Bildes den Wert seiner Bildsprache einschätzen können und der Betrachter beziehungsweise Käufer diesen Wert anerkennen. Sonst läuft gar nichts. Sonst heißt es nämlich: „Was? Für den Preis kann ich mir ja ne eigene Kamera kaufen!“ Ja, dann mach doch. Dann kannst du dich selber fotografieren. Von Ferne, in Action und scharf. Viel Spaß dabei!

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Freie Autorin mit einem starken Hang zur Fotografie

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